Trauma und Gruppe - Psychoanalytische, philosophische und sozialwissenschaftliche Perspektiven

Trauma und Gruppe - Psychoanalytische, philosophische und sozialwissenschaftliche Perspektiven

Veranstalter
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität Bergische Landstr. 2 40629 Düsseldorf
Veranstaltungsort
Ort
Düsseldorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.11.2003 - 15.11.2003
Deadline
17.10.2003
Website
Von
Karger, André

In den Diskussionen um die Frage nach Ursachen und Folgen gesellschaftlicher Gewalt hat der Begriff des kollektiven Traumas zunehmend an Bedeutung gewonnen. Unter diesem Begriff werden Reaktionsmuster auf massenhafte Gewalt, einschließlich deren Langzeitwirkungen, verstanden.
Analog dem Verständnis des individuellen Traumas, ist die Annahme solcher spezifischen Reaktionstypen von Kollektiven und Kulturen auf extreme Gewalterfahrung intuitiv durchaus plausibel. Jedoch fehlen bisher angemessene Konzeptualisierungen dazu.
Denn: wird das kollektive Trauma lediglich als Effekt einer faktischen, die kulturelle Normalität exzessiv überschreitenden Gewalt verstanden, so verkürzt sich sein Begriffshorizont in seinem Erklärungswert eben auf bloße Reaktionsmodelle. Dagegen legt, im Rückgriff auf psychoanalytische Traumakonzepte, allererst diejenige Wendung den skandalösen Kern des kollektiven Traumas frei, welche die kulturelle Normalität als fundamental traumatisch bedingt ansieht. Kulturelle Normalität, inklusive der durch sie freigesetzten Gewalt, wird damit selbst zu einem Trauma-motivierten Abwehrvorgang.
Bereits die kulturtheoretischen Überlegungen Sigmund Freuds bringen, für diese entscheidende Wendung einschlägig, das kulturelle Gedächtnis mit dem Schuldproblem in Zusammenhang. In Totem und Tabu (1912/13) oder in Der Mann Moses und die monotheistische Religion (1937/39) erscheint die Entstehung der Kultur an ein ursprüngliches Trauma gebunden: imponiert als Folge eines Gewaltereignisses und einer gemeinsamen Verschuldung dadurch. Das "Gesetz" und die "Institution" sind dann nachträgliche Verarbeitungen dieses stiftenden Traumas, in denen sich die Traumatik von Generation zu Generation tradiert.
Um noch auf das Themenzentrum der Arbeitstagung - Trauma und Gruppe - zu sprechen zu kommen:
Mit "Gesetz" und "Institution" sind zugleich wesentliche Elemente des Settings der psychoanalytischen Gruppe benannt. Hier gilt die Gruppe als ein Mikromilieu, das sowohl den Zugang zum Verständnis ihrer eigenen traumatischen Genese als auch ihres prozeduralen Traumaaustrags erlaubt.

Die Arbeitstagung möchte, nach der Maßgabe dieser ihrer zentralen Referenz, insbesondere die Chancen einer möglichen Vermittlung von individueller und kollektiver Traumatik durch diejenige der Gruppe, und zwar aus den unterschiedlichen Perspektiven der Psychoanalyse, der Philosophie und der Sozialwissenschaften zu nutzen versuchen und so einen produktiven interdisziplinären Austausch in die Wege leiten.
Die Referenten werden um Kurzvorträge ihrer Wahl gebeten, denen sie Thesen für die anschließenden Diskussionen beigeben mögen. Als Textmaterial, auf das einzugehen wünschenswert wäre, sind ein kurzes Transkript einer Gruppentherapiesitzung und die Erzählung Gemeinschaft von Franz Kafka beigelegt.

Programm

Referenten:

Prof. W. Tress, André Karger, Prof. R. Heinz, Prof. R. Görling, Prof. J. Ott, Dr. B. Klose, Prof. H. Schmidt, PD Dr. J. Kruse

Das Programm erscheint in Kürze.

Kontakt

André Karger

Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Bergische Landstr. 2, 40629 Düsseldorf
0211 9224732
0211 9224709
karger@uni-duesseldorf.de


Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung